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„In vielem erinnert die kirchliche Praxis und die Volksfrömmigkeit an die Klischees vom romanischen Volkskatholizismus vergangener Jahrzehnte. Selbst junge Menschen in der Großstadt bekreuzigen sich, wenn sie an einer Kirche vorbeigehen. Beichtstühle in den Kirchen werden reichlich frequentiert.“
Ludwig Ring-Eifel 1
Artikel 2 der Argentinischen Verfassung (Artikel 1 benennt die Staatsform) macht die Rolle der Katholischen Kirche deutlich:
„Artikel 2: Die Bundesregierung unterstützt den römisch apostolisch katholischen Gottesdienst.“2
Nach Angaben der Katholischen Kirche aus dem Jahr 1991 sind zwischen 90 und 94 % der Argentinier Katholiken.3Die älteste Gründung der katholischen Kirche in Argentinien geht auf das Jahr 1570 zurück, als die Erzdiözese in Cordoba entstand. Ihren Beitrag zum argentinischen Bildungssystem leistet die Katholische Kirche mit 10 Universitäten, die vor allem auf den technischen und humanistischen Gebieten - im Vergleich zur staatlichen Ausbildung - einen sehr guten Ruf genießen. Als Schwerpunkt sieht sie für sich zu Beginn der 90'er Jahre die „Evangelisation der Kulturen“ und sieht es als ihre Aufgabe an, sich mit einer religiösen und sozialen Ausbildung in der Politik zu beteiligen.4 Als Gefahr sieht die katholische Kirche Argentiniens das Anwachsen5 der Sekten6, die sich sehr schnell und sehr erfolgreich mit enormen finanziellen Resourcen vor allem in den Armenvierteln ausbreiten. 7
„Auch hier (...) gehört der Chef der Militärs zur Geheimloge [Opus Dei?]. Der neue Bischof gehört zu den Charismatikern und der Geheimloge. (...). Die Mitglieder der Geheimloge tragen ein Kreuz in der Tasche und sprechen sich auf der Straße mit dem Paßwort „Color“8 an. Der letzte Bischof wurde Erzbischof im „Chaco“. Er gehörte zu der Gruppe MSTM9 genauso wie Padre M. [Leitender Pfarrer der Pfarrei] und Padre P. . (...) Padre P., der Pater der Armen, läuft zerlumpt mit langem Bart und Haaren („wie Jesus“) und benutzt nur ein Fahrrad. Er kommt aus einer reichen Familie in V. . Seine Eltern haben ihm schon früh das Spielen mit den Armen verboten, doch er setzte sich darüber hinweg.“10
Ausschnitte aus einer Gesprächsnotiz von einer Einladung zum Abendessen bei Frau und Herrn A., der eine eine höhere gesellschaftliche und berufliche Position begleitet.
Charismatiker
Eine noch relativ junge Bewegung innerhalb der katholischen Kirche Argentiniens sind die „Charismatiker“11. Sie sind eine etwa im Jahr 1984 entstandene Gruppierung innerhalb der katholischen Kirche, die vom Papst anerkannt ist und sich auf die Ursprünge des Christentums besinnt.
Dabei werden von vor allem drei Gaben des Heiligen Geistes benutzt:
„das Wort“: die Fähigkeit , in anderen Sprachen zu reden
„Handauflegen“: wird von vielen praktiziert, wobei nur wenige die echte Gabe haben
„Kenntnis“: alleine durch die Tatsache, daß man einer anderen Person in das Gesicht sieht, weiß man, welche Probleme sie hat12
Die Zeremonien finden im Anschluß an die regulären katholischen Messen in den Kirchen, oder aber auch in Privathäusern statt. Abgehalten werden sie von „curas“13 , bzw. von „líderes“14, die über die oben genannten Fähigkeiten verfügen. Die Treffen sind nicht öffentlich, d.h. neue Teilnehmer werden angesprochen und zu den Veranstaltungen eingeladen.
